Kunstsammlung in Temeswar
2011., Neue Zeitung
Nach Wiesbaden, Bonn, Hannover, Genf und Wien gastiert jetzt die Kunstsammlung der Rechtsanwältin Anna Körmendi und des Architekten Máté Csák in der Banater „Hauptstadt“ und zwar auf Vermittlung der Direktorin des Rumänischen Kulturinstituts in Budapest, Brandusa Armanca, die aus Temeswar stammt. Mitte des 18. Jahrhunderts von österreichischen Militäringenieuren nach dem Muster des Wiener Palais Kinsky als Residenz für den Gouverneur gebaut, heute frisch renoviert, dient der sogenannte „Barock-Palast“ als Museum für Bildende Kunst. Kaiser Joseph II. logierte dreimal im monumentalen Gebäude, Franz Liszt gab hier Konzert im Prunksaal – und nicht zufällig wird Temeswar liebevoll auch von den Rumänen „Viena mica“ („Klein Wien“) genannt.
Die zeitgenössische Kunstsammlung des bekannten Galeristen-Ehepaares umfaßt mehrere tausend Werke und ist ohne Beschränkungen für alle möglichen Stilrichtungen oder Techniken und Grundmaterialien offen. Der Kunsthistoriker Tibor Wehner – Kurator der Ausstellung – hat diese eklektische Qualität beibehalten, mußte sich allerdings auf etwa 300 Werke von 65 Künstlern beschränken. Auf einem ganzen Stockwerk – in 13 Räumen – befindet sich die bisher größte ausländische Gedenkausstellung mit Gemälden, Grafiken, Fotogrammen und Reliefs des vielseitigen und bis zum Tode experimentierfreudigen Künstlermethusalems Tihamér Gyarmathy (1915 – 2005). Der Umschlag des dreißigseitigen, zweisprachigen Katalogs zeigt eine farbige Reproduktion von ihm (Tür II.), und „Zwei Figuren“ des unlängst verstorbenen Mihály Schéner in Ölfarben auf Holz. Von den Mitgliedern des VUdAK (Verband Ungarndeutscher Autoren und Künstler) müssen wir unbedingt die unverwechselbaren, geometrischabstrakten Motive von Josef Bartl oder die konstruktivistische Kleinplastik, kombiniert aus Stahl und Glas, von Tibor Budahelyi erwähnen. Entdecken können wir in der Ausstellung z. B. auch die dynamische und schwungvolle Gestikmalerei von Károly Klimó, die stilisierten Schreibimitationen von Krisztián Frey, der jahrzehntelang in der Schweiz tätig war, auch Imre Schrammel mit zwei korpulenten, nackten alten Damen – als karikierte Musen – aus Keramik oder László Taubert mit seinem Männerakt aus Bronze.
– István Wagner
Die Körmendi-Csák-Sammlung ist im Muzeul de Arta Timisoara (Temeswar) bis zum 31. Oktober zu besichtigen.